Notwendige Technik für Einsteiger in die Zeitraffer-Fotografie
Ich stelle hier nur eine Übersicht dar, Tutorials zum Thema finden sich massenweise im Internet.
Besonders möchte ich hier auf die Seiten von Gunther Wegner hinweisen, dem Entwickler von LRTimelapse. Durch seine Videos & Tutorials bin ich erst auf diesen Zweig der Fotografie aufmerksam geworden.
1. Kamera mit manuellem Modus
Besorge dir eine Kamera, bei der du Blende, Verschlusszeit, ISO und Weißabgleich manuell festlegen kannst.
Viele Einsteiger-DSLRs oder spiegellose Modelle bieten einen integrierten Intervallauslöser.
2. Stabiles Stativ
Ein robustes Stativ ist unverzichtbar, um Verwacklungen während der gesamten Aufnahme zu vermeiden.
Achte auf einen stabilen Mittelsäulenmechanismus und rutschfeste Füße.
3. Intervallauslöser (Intervallometer)
Wenn deine Kamera keine eingebaute Intervallfunktion hat, besorge ein externes Intervallometer.
Damit stellst du genau ein:
- Startzeitpunkt
- Anzahl der Aufnahmen
- Abstände zwischen den Bildern
4. Ausreichende Stromversorgung
Lang andauernde Zeitraffer-Sessions können Akkus schnell leeren.
Tipp:
- Ersatzakkus bereithalten
- Optional USB-Powerbank mit Dummy-Akku
5. Große Speicherkarten
Plane je nach gewähltem Bildformat (JPEG/RAW) eine Karte mit mindestens 32 GB. RAW ist in jedem Fall vor zu ziehen!
Schnelle Schreibgeschwindigkeit (Class 10 oder UHS-I) verhindert Pufferaussetzer.
6. Optionales Zubehör
- ND-Filter: Ermöglicht bei Tageslicht längere Belichtungszeiten für weiche Bewegungsunschärfe
- Kameraslider oder Gimbal: Erzeugt sanfte Kamerafahrten im Zeitraffer
- Fernauslöser mit WLAN/Bluetooth: Für kabellose Kontrolle und Live-View
Richtige Intervallzeit und Belichtungseinstellungen bei Zeitrafferaufnahmen
Die Wahl des Intervalls richtet sich nach der Bewegungsgeschwindigkeit deines Motivs – schnelle Abläufe benötigen kurze Intervalle (1–3 Sekunden), mittlere Szenen 5–15 Sekunden und langsame Prozesse 30–60 Sekunden. Stelle deine Kamera im manuellen Modus mit festem ISO, Blende und Weißabgleich ein. Lege die Belichtungszeit so fest, dass sie etwa der Hälfte des Intervalls beträgt (180°-Shutter-Regel) und nutze bei Tageslicht gegebenenfalls einen ND-Filter, um die längere Belichtungszeit zu ermöglichen.
1. Intervallzeit nach Motivgeschwindigkeit
- Schnelle Motive (Verkehr, stürmische Wolken): 1–3 Sekunden für flüssige Abläufe
- Mittelschnelle Szenen (Sonnenauf-/-untergang, Wolkenzug): 5–15 Sekunden für ausgewogene Bewegung
- Langsame Abläufe (Pflanzenwachstum, Baustellenfortschritt): 30–60 Sekunden für deutliche Beschleunigung bei überschaubarer Aufnahmezeit
Berechnung der Aufnahmezeit:
Benötigte Bilder = Videolänge (Sek.) × Bildrate (fps)
Aufnahmezeit (Min.) = (Benötigte Bilder × Intervall) ÷ 60
2. Belichtungseinstellungen für flüssige Zeitraffer
2.1 Manueller Modus konfigurieren
- ISO fest und möglichst niedrig (z. B. ISO 100)
- Blende konstant wählen (z. B. f/5.6–f/11) Achtung! Möglichst Offenblende, da es sonst leicht zu flackern kommt.
- Weißabgleich manuell fixieren
- Fokus manuell einstellen, Autofokus ausschalten, um Pumpen zu vermeiden
2.2 180°-Shutter-Regel anwenden
Die Belichtungszeit sollte in etwa so lang sein wie die Zeit zwischen zwei Aufnahmen.
Beispiel: Bei einem 10 Sekunden-Intervall – 5 Sekunden Belichtung, 5 Sekunden Leerlauf für möglichst nahtlose Bewegungen.
2.3 ND-Filter zur Verlängerung der Belichtungszeit
Im hellen Tageslicht sind lange Belichtungen oft zu kurz. Ein Neutraldichtefilter (ND) reduziert das Licht, sodass du die Belichtungszeit verlängern kannst, ohne zu überbelichten. Den Filter vor der Aufnahme montieren und während der Session nicht wechseln.
Was ist ein ND-Filter?
Ein ND-Filter (Neutraldichtefilter) ist eine getönte Glas- oder Harzscheibe, die gleichmäßig Licht schluckt, ohne Farben oder Kontrast zu verändern. Er wird vor dem Objektiv montiert und reduziert die auf den Sensor treffende Lichtmenge um eine definierte Anzahl an Blendenstufen.
Warum ND-Filter bei Zeitraffern?
In der Zeitraffer-Fotografie möchte man oft den „Stroboskop“-Effekt vermeiden und stattdessen sanfte Bewegungsunschärfe einbauen. Ein ND-Filter erlaubt es, die Belichtungszeit bewusst zu verlängern – etwa auf die Hälfte des gewählten Aufnahmeintervalls – und erzeugt dadurch flüssige Wolkenstriche, weiches Wasser oder geschmeidige Menschenspuren im Video.
Auswahl der richtigen Filterstärke
Die Stärke eines ND-Filters wird in Blendenstufen angegeben:
- ND8 (3 Blendenstufen)
- ND64 (6 Blendenstufen)
- ND1000 (10 Blendenstufen)
Je stärker der Filter, desto dunkler das Bild und desto länger die mögliche Belichtungszeit im hellen Tageslicht. Für Time-Lapse empfiehlt sich meist eine Kombination aus ND8 (leichte Verlängerung) und ND64 bis ND1000 für dramatische Unschärfeeffekte.
Schritt-für-Schritt-Anwendung
- Bildkomposition und Schärfe einstellen
Richte Stativ und Bildausschnitt ein, fokussiere manuell und schalte Autofokus ab. - Basisbelichtung ohne Filter messen
Ermittle ohne Filter die optimale Belichtungszeit, Blende und ISO. - Neue Belichtungszeit berechnen
Nutze Apps oder ND-Rechner: gewünschte Verlängerung = Basiszeit × Filterfaktor. - Filter montieren und Kamera in manuellen Modus versetzen
Schraube den ND-Filter auf, stelle Blende, ISO und den nun berechneten Verschluss manuell ein. Unbedingt Testbild machen und kontrollieren! - Intervall und Aufnahme starten
Lege mit dem Intervallometer dein Zeitintervall fest (z. B. 5 s) und starte die Serie. Die Belichtungszeit sollte dabei maximal die Hälfte des Intervalls betragen. - Nachkontrolle
Prüfe zwischendurch ein Testbild auf Helligkeit und mögliche Farbstiche.
Einsteiger-Tipps zu ND Filtern:
- Investiere in hochwertige, mehrfach vergütete Filterrahmen und beschichtetes Glas, um Farbstiche, Reflexionen und Vignettierung zu minimieren.
- Rundfilter sind schnell montiert, Steckfilter bieten maximale Flexibilität beim Kombinieren mehrerer Filter.
- Mit nur zwei Fixfiltern (z. B. ND8 + ND64) deckst du schon eine große Bandbreite an Belichtungszeiten ab, ohne unzählige Einzelfilter anschaffen zu müssen.
Viel Erfolg beim Experimentieren – mit ND-Filtern verleihst du deinen Zeitraffern erst die begehrte Film-Ästhetik!
